Frauen (im Allgemeinen und ich im besonderen) haben den starken Drang
etwaige Veränderungen in ihrem Leben sofort ihrer besten Freundin mitzuteilen.
Selbst, wenn die Veränderung noch nicht eingetreten ist - frau kann ja mal
darüber sprechen. Ganz unverbindlich.
Das sieht in diesem speziellen Fall so aus:
Man nutzt das nächste Treffen mit der besten Freundin (nennen wir sie
der Einfachheit halber Ela) und nimmt sich fest vor, die Angelegenheit so
spannend wie möglich zu transportieren.
Ela sitzt schon im Cafe. Sie winkt. Küsschen links, Küsschen rechts.
"Was ist los mit dir?", fragt sie, als stünde die Neuigkeit in
Leuchtbuchstaben irgendwo auf meiner Stirn.
"Nichts", antworte ich. (Spannung erzeugen.)
Ela hebt die Augenbrauen. Ein wissendes Grinsen zeichnet sich auf ihren
Lippen ab. Ein Schulterzucken meinerseits lässt es verschwinden.
"Wir haben uns entschieden ein Baby zu bekommen!", brülle ich
dann heraus, sodass das gesamte gut besuchte Cafe (und vermutlich die
angrenzende Wohnsiedlung) jetzt von unserer Entscheidung weiß.
Ela beginnt zu lächeln (nach einer kurzen Schrecksekunde) "Echt?
Das sind ja spitzen Neuigkeiten! Ich freu mich so für euch!" Sie springt
auf. Umarmung. Küsschen. Ist das Leben nicht schön?
Allein in der Zeit dieser kurzen Kommunikation werden im weiblichen
Körper geschätzte 2.000.000 verschiedene Hormone ausgeschüttet.
Dann entwickelt sich aus dieser Information ein mehrstündiges
ideenreiches Gespräch, worin alles bis ins kleinste Detail durchgeplant wird.
Nichts wird dem Zufall überlassen! Wir wussten zu diesem Zeitpunkt bereits,
wann Ela auf mein Kind aufpassen müsste, wenn ich wieder arbeiten ginge. Es war
alles so einfach. Wie andere mit
dieser Aufgabe überfordert sein konnten, würden wir nie verstehen. Alles easy.
(mittlerweile, 5 Jahre später, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich im Planen von
Menüvorschlägen für den nächsten Tag eindeutig geeigneter bin. Vorschläge, wie
gesagt. Gekocht wird dann meistens etwas anderes.)
Es bleibt natürlich nicht bei der besten Freundin. Nein. Andere sollten
es auch erfahren. Seltsamerweise unterscheidet man zwischen "die sollen´s
wissen"- und "denen sag ich´s besser nicht"- Freunden. Unseren
Eltern erzählten wir nichts. Und zwar deshalb, weil man den Überraschungseffekt
damit zu Nichte machen würde. Ja, ja, der Überraschungseffekt. Sogar den
versucht man zu planen. (Ich hoffe, an dieser Stelle bemerkt man meine Utopie.)
In der Zwischenzeit
habe ich eine komplett andere Meinung zum Überraschungseffekt! Obwohl unsere
Eltern mittlerweile von unserem Babywunsch wissen, würde allein die positive Mitteilung einschlagen wie eine
Bombe. Denn bei dem ganzen Pech, das wir schon hatten (und es ist kein Ende in
Sicht), wäre eine Schwangerschaft definitiv eine Überraschung.
Wie sage ich es meinem Partner, dass ich schwanger bin? Wie den Eltern?
Den Freunden? Welche coole, witzige, einzigartige Idee kann man da umsetzen?
Babysöckchen, Tasse, das erste Fotoalbum mit Ultraschallbild. Alles sehr
beliebt und wirklich originell.
Aber genau das stellte ich mir vor.
Am tollsten hätte ich gefunden, wenn ein positiver Schwangerschaftstest
mit irgendeinem, für die Familie ohnehin bereits wichtigen Tag zusammenfallen
würde. Nehmen wir mal an Weihnachten. Mit einer roten Schleife um den Bauch dem
Partner mitzuteilen dass er Vater wird. Oder Geburtstage. Als Geschenk für den
zukünftigen Opa ein kleines Werkzeugset zu verschenken, mit dem er dann mit
seinem Enkel in der Werkstatt herumbasteln könnte. Auch der Muttertag wäre
spitze gewesen. Da hätte meine Mutter sicherlich die Augen aufgerissen, wenn
mir mein Hasi neben ihr eine Kleinigkeit zum Muttertag überreicht hätte. Meinen
Bruder hätte ich ganz beiläufig einfach mal mit "Onkel" angesprochen
und darauf gewartet bis es klick
macht. Ach, es hätte so schön sein können.
Den Tag der Schwangerschaft wünscht man sich allein schon deshalb
herbei. Wie werden die Reaktionen darauf sein? Freudentränen? Überraschte
Gesichter?
Alles ist durchgedacht, geplant, noch einmal geändert, fixiert. Signed,
sealed und delivered. Na, ja. Fast. Auf das Delivern warte ich bis heute!
Freundin 1 schwanger.